1809 begründet durch umfangreiche Stiftungen anlässlich des 400-jährigen Universitätsjubiläums und in den Folgejahren durch weitere Eingänge beträchtlich vergrößert, ist die Sammlung 1815 mit über 3.000 mineralogischen, 300 geologischen und 459 paläontologischen Objekten Bestandteil eines Naturalienkabinetts. Auf Grund von Raum- und Finanzierungsproblemen kann dieses erst 1837 in den Räumen des Paulinums für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Übersicht

  • 1800
    Nach Übernahme der Schletter-Lacarriereschen Stiftung im Werte von 600 Talern im Jahre 1836 ist die materielle Voraussetzung an der Universität Leipzig geschaffen, auch geowissenschaftliche Lehre und Forschung zu betreiben. 1842 wird der Lehrstuhl für Mineralogie und Geognosie geschaffen. Ihr erster Inhaber ist Carl Friedrich Naumann. 1843 übernimmt Naumann die geowissenschaftlichen Bestandteile des Naturalienkabinetts. Die jetzt selbständigen und seit 1851 als “Mineralogisches Museum” bezeichneten Sammlungen können sich unter seiner Leitung trotz unzureichender Mittel, permanenter Raumnot und mehrmaligen Umzuges innerhalb des Universitätskomplexes Paulinerkloster zu beträchtlicher Blüte entwickeln. 1870 übergibt Naumann seinem Nachfolger Ferdinand Zirkel allein über 17.000 Minerale.
  • 1874 ziehen das Institut und seine Sammlungen aus dem ersten Stock des Hauses in der Universitätsstraße 18 in ein neu eingerichtetes Gebäude in der Talstraße 35 um. Bei der Amtsübergabe an Friedrich Rinne im Jahre 1909 beziffert Zirkel den Gesamtbestand der Sammlungen auf 51.280 Nummern.
  • 1916 erfolgt ein nochmaliger Umzug in die gegenüberliegende ehemalige Taubstummenanstalt Talstraße 38. Rinnes Nachfolger Karl-Hermann Scheumann erweitert nach seinem Amtsantritt 1928 vor allem die petrographischen Sammlungen. Er stellt die Schausammlung 1935 neu auf und ergänzt sie durch einen vulkanologischen und einen regionalen Teil, sowie eine Edel- und Schmucksteinsammlung und eine technisch-mineralogische Abteilung.
  • Am 04.12.1943 werden bei einem Bombenangriff das Institut und fast alle Sammlungen vernichtet. Nur die petrographischen Arbeitssammlungen, die sich im Keller befunden haben, und einige wenige Minerale aus den Trümmern können gerettet werden. Weiterhin bleiben eine systematische petrographische Sammlung nach Rosenbusch und die oben erwähnte Schmucksteinsammlung erhalten, die aber im Mai 1945 mit anderem ausgewählten Inventar auf Anordnung der amerikanischen Militärbehörde gemeinsam mit Prof. K.-H. Scheumann den Weg in die westliche Besatzungszone antreten müssen.
  • In den letzten Kriegstagen und unmittelbar danach werden Mittel in Höhe von 15.000 RM für den Neuankauf von über 2.000 Mineralen bereitgestellt, die bis Ende 1945 vorwiegend von der Staatlichen Mineralienniederlage der BA Freiberg und der Mineralienhandlung A. Jahn in Plauen bezogen werden. Außerdem gehen auch zahlreiche Schenkungen ein, denn das Leipziger Institut hat durch eine über hundertjährige erfolgreiche Forschungstradition einen hohen Bekanntheitsgrad. Bis Ende 1946 können noch die Weikertsche Mineraliensammlung mit über 5.000 Mineralen aus aller Welt, die auch heute noch den umfangreichsten in sich geschlossenen Bestand verkörpert, und die Seidelsche Mineralsammlung mit über 600 Belegen aus Sachsen erworben werden. Somit führt allein die Vision eines baldigen Neubeginns in den ersten beiden Jahren zum bisher größten Sammlungswachstum nach dem 2. Weltkrieg. Leider zerschlagen sich K.-H. Scheumanns Hoffnungen auf eine Rückkehr nach Leipzig, und die sich auf insgesamt 15 Jahre erstreckende Lehrstuhlvakanz sowie das Fehlen eines geeigneten Institutsgebäudes lassen auch die Entwicklung der Sammlung stagnieren, die jetzt als Untermieter wieder in der Talstraße 35 untergebracht ist.
  • Die Wiederaufnahme des Lehrbetriebes für Nebenfächler im Jahre 1949 ist Anlass für den Aufbau zahlreicher Studiensammlungen, die in der damaligen Form noch heute erhalten sind und aus dem vorhandenen Fundus gebildet werden: Praktikumssammlung, systematische Vorlesungssammlung, Kristallsammlung, Trägerminerale der chemischen Elemente. Die Forschungen R. Jubelts zur Nickellagerstätte Kuhschnappel Anfang der fünfziger Jahre schlagen sich im Bestand der lagerstättenkundlichen Sammlung nieder.
  • Mit der Berufung von H. Neels im Jahre 1960 ist zunächst auch ein Aufschwung für die Sammlungen verbunden, denn Scheumann nimmt diese Wiederbesetzung des Lehrstuhls zum Anlass, das im Mineralogischen Institut der Universität Bonn bis dahin für die Universität Leipzig verwahrte Inventar, darunter auch die oben erwähnten Schmuckstein- und Gesteinssammlungen, an ihren Ursprungsort zurückzuführen. Mit dem Neubezug des derzeitigen Institutsgebäudes Scharnhorststraße 20 im Jahre 1963 erhalten auch die Sammlungen in dessen Kellerräumen einen angemessenen Aufbewahrungsort, der sowohl eine ständige Ausstellung als auch die weitere wissenschaftliche Bearbeitung des umfangreichen Materials ermöglicht. In diese Jahre fällt auch der Erwerb der aus über 1.000 Mineralen bestehenden Privatsammlung von F. Lösche, eines am Institut beschäftigten technischen Assistenten.
  • Einen tiefen Einschnitt für die Geowissenschaften in der DDR bedeutet die 3. Hochschulreform 1968, in deren Folge das Hauptfach Mineralogie an den Universitäten abgeschafft und in Leipzig statt dessen das Kristallographiestudium eingeführt wird, was bei einigen Verantwortlichen die irrige Meinung aufkommen lässt, dass nun die Sammlungen in diesem Umfang nicht mehr benötigt werden. Das Fehlen eines Sammlungsbeauftragten, die Auslagerung eines Großteiles der Sammlung in ein mangelhaftes Depot außerhalb des Institutsgebäudes und unzureichende Sicherheit führen zu erheblichen Verlusten und zu einer drastischen Verschlechterung des Ordnungszustandes. Erst mit der Schaffung einer Kustodenstelle 1979 kann diese verhängnisvolle Entwicklung gestoppt werden.
  • Die Neubewertung des Studienfaches Mineralogie an der Universität Leipzig mit der politischen Wende 1990 bedeutet auch für die Sammlungen einen Aufschwung. Zunächst wird im Stadtzentrum ein geeigneteres Depot für die außerhalb des Institutsgebäudes gelagerten Bestände gefunden. Doch der Keller des Franz-Mehring-Hauses ist nur eine Zwischenlösung. Die dort vorübergehend untergebrachten Objekte befinden sich seit Anfang 1995 in einem neu errichteten elektrisch beheizbaren Containerverbund hinter dem Institutsgebäude. Damit wird eine über zwanzigjährige räumliche Trennung der Sammlung überwunden und ihre weitere wissenschaftliche Erschließung wesentlich gefördert.

Das könnte Sie auch interessieren

Fakultät für Chemie und Mineralogie

mehr erfahren

Rundgang durch unsere Sammlung

mehr erfahren

Unser Institut

mehr erfahren