In unserer Gruppe befassen wir uns mit der Forschung an verschiedenen Themen der Festkörperchemie und Materailwissenschaft.

Unsere Forschungsprojekte

Synthese und Charakterisierung von Metal-Organic Frameworks (MOFs)

Metal-Organic Frameworks (MOFs) sind Koordinationspolymere, in denen Metallionen bzw. Metallcluster als sekundäre Baueinheiten (SBU) über verbrückende organische Liganden (Linker) zu 2D- oder 3D-Netzwerken verknüpft sind. Aufgrund ihrer Porosität sind diese Materialien interessant für Anwendungen, beispielsweise hinsichtlich Adsorption, Gasspeicherung und -trennung, Katalyse, Protonenleitfähigkeit, Wirkstoffspeicherung und -freisetzung. Der Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe liegt auf der Synthese von MOFs mit Liganden aus einer Kombination von neutralen Triazol- und negativ geladenen Donorgruppen (Carboxylat, Phosphonat) (Abb.1).

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Für die Synthese von metallorganischen Gerüstverbindungen werden verschidene Triazolliganden eingesetzt, welche über eine Stickstoffbrücke funktionalisiert werden.
Abb.1, Grafik: Oliver Erhardt

Zur Charakterisierung werden vorrangig röntgenographische Methoden (Einkristallstrukturanalyse, Röntgen-Pulverdiffraktometrie) sowie simultane thermische Analyseverfahren verwendet. Nach der Synthese und Kristallisation sind die MOF-Poren in der Regel mit dem zur Synthese genutzten Lösungsmittel gefüllt. Zur Anwendung ist es notwendig, diese Lösungsmittelmoleküle zu entfernen. Dabei kann es oftmals zu einer Strukturänderung kommen. Wir interessieren uns insbesondere für MOFs der sogenannten „dritten Generation“ (nach S. Kitagawa), die in Abhängigkeit der Beladung der Poren strukturelle Flexibilität zeigen. Aktuelle Projekte befassen sich mit der Synthese und Untersuchung von funktionellen MOFs mit speziellen optischen, magnetischen, elektrischen oder Adsorptionseigenschaften. Weiterführende Studien zu Adsorptionseigenschaften und Aktivität in katalytischen Testreaktionen oder zur Wechselwirkung zwischen MOF und Gastmolekülen erfolgen in enger Kooperation mit dem Institut für Nichtklassische Chemie (e.V.), dem Institut für Technische Chemie, dem Felix-Bloch-Institut für Festkörperphysik der Universität Leipzig.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Durch die stöchiometrische Änderung des Kupferanteils in metallorganischen Gerüstverbindungen mit Cobalt und Triazollinkern, entstehen türkise, gelbe und bräunliche Proben.
Abb.2, Collage: Oliver Erhardt

Abb. 2: MOFs der Zusammensetzung [M(R1-R2-trz-ia)] (M2+ = Co2+, Cu2+, Zn2+, Cd2+; R1 = H, Me; R2 = 2-pyridinyl, 2-pyrimidinyl, pyrazinyl) bilden eine isomorphe Reihe mit rtl-Topologie (links). Die isomorphen Strukturen ermöglichen die Synthese von mixed metal-MOFs, deren Metallionen-Zusammensetzung bestimmt die Adsorptionseigenschaften und die Farbe, wie am Beispiel von [Co1-xCux(Me-prz-trz-ia)] dargestellt ist (rechts).

“A series of isomorphous Metal–Organic Frameworks with rtl topology – Metal distribution and tunable sorption capacity via substitution of metal ions” J. Bergmann, K. Stein, M. Kobalz, M. Handke, M. Lange, J. Moellmer, F. Heinke, O. Oeckler, R. Glaser, R. Staudt, H. Krautscheid, Micropor. Mesopor. Mater. 216 (2015) 56-63, DOI:10.1016/j.micromeso.2015.04.036

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Darstellung der Adsorptions-Desorptionsisothermen verschieden substituierter Triazole einer metallorganischen Gerüstverbindung. Die als Punktlinien aufgetragenen Isothermen zeigen, je nach Substituent, verschiedene Hystereseverläufe.
Abb.3., Grafik: Oliver Erhardt

Abb. 3: Ausschnitt aus der Kristallstruktur von MOFs [Cu2L2] (L2– = substituiertes Triazolylisophthalat) mit [Cu2(O2CR)4]-paddle wheel-Einheiten (links); die Hysterese in den CO2-Adsorptions-Desorptions-Isothermen (rechts) sowie die relativen Porenanteile lassen sich über die Subsitution des Linkers steuern.

“Paddle Wheel based Triazolyl Isophthalate MOFs: Impact of Linker Modification on Crystal Structure and Gas Sorption Properties” M. Kobalz, J. Lincke, K. Kobalz, O. Erhart, J. Bergmann, D. Lässig, M. Lange, J. Möllmer, R. Gläser, R. Staudt, H. Krautscheid, Inorg. Chem. 55 (2016) 3030-3039; DOI:10.1021/acs.inorgchem.5b02921

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die verküpfung zahlereicher Analysemethoden zur Aufklärung von metallorganischen Gerüstverbindungen.
Abb.4., Grafik: Oliver Erhardt

Abb. 4: Durch Kombination von EPR-, SQUID- und DFT-Untersuchungen am MOF [CuII(prz-trz-ia)] konnte die antiferromagnetische Kopplung in Cu2+-Paaren (J1 = -26 cm-1) und das Vorliegen von Strukturdefekten (10-20 % der Cu- Atome als paramagnetische Cu2+-Netzwerk-Spezies) nachgewiesen werden.

“A Multifrequency EPR, SQUID, and DFT Study of Cupric Ions and their Magnetic Coupling in the Metal–Organic Framework Compound ∞3[Cu(prz–trz–ia)]” A. Kultaeva, T. Biktagirov, P. Neugebauer, H. Bamberger, J. Bergmann, J. van Slageren, H. Krautscheid, A. Pöppl, J. Phys. Chem. C. 122 (46) (2018) 26642–26651, DOI:10.1021/acs.jpcc.8b08327

Molekulare, heteronukleare Komplexe als Präkursoren für binäre und ternäre Chalkogenide

Die ternären Chalkogenide CuME2 (M = In, Ga; E = S, Se) sind als Absorbermaterialien für Solarzellen von besonderem Interesse, weil aufgrund der hohen Absorptionskoeffizienten und der günstigen Lage der Bandlücke bereits dünne Schichten einen hohen Wirkungsgrad erreichen. Die Herstellung erfolgt gewöhnlich über Verfahren, die hohe Temperaturen und/oder Arbeiten unter Hochvakuumbedingungen erfordern: Co-Verdampfung der Elemente, Selenisierung dünner, aufgedampfter Metallfilme, Epitaxieverfahren, Sputtern oder Pulsed Laser Deposition (PLD). Ein möglicher Weg zur Minimierung der Kosten pro Watt elektrischer Leistung ist der Einsatz von Nichtvakuummethoden bei der Synthese der einzelnen Schichten von CuInSe2- (CIS-) Solarzellen. Von Interesse ist daher die Synthese von molekularen Percursor-Verbindungen, die die Elemente Cu, Ga/In und S/Se bereits enthalten und durch Thermolyse unter milden Bedingungen in die Chalkopyrit-Halbleiter überführt werden können. Diese Reaktion und die als dünne Schicht oder als Nanopartikel gebildeten Chalkogenide werden mit thermischen Analysemethoden (TG, DTA bzw. DSC), röntgenographisch und mit mikroskopischen Methoden untersucht und optimiert. In unserer Arbeitsgruppe gelang es, unter Ausnutzung der Reaktivität von M–CH3- und E–H- bzw. E–SiMe3- Gruppen eine Reihe von Cu-Ga/In-Chalkogenidclustern darzustellen und durch Röntgen-strukturanalyse an Einkristallen zu charakterisieren. Diese Cluster, wie beispielsweise [(iPr3P)4Cu4(InMe)4Se6] oder [(iPr3PCu)2(InMe2)2(SC2H4S)2] mit Cu:In:E-Verhältnissen von 1:1:1,5 bzw. 1:1:2, lassen sich zu den ternären Chalkogeniden CuInE2 (E = S, Se) und flüchtigen Nebenprodukten thermolysieren. Ersetzt man formal die vergleichsweise teuren dreiwertigen Elemente Ga und In durch kostengünstig verfügbares zweiwertiges Zn und vierwertiges Sn, gelangt man zu Cu2ZnSnS4 (CZTS, Kesterit), das in den letzten Jahren für die Produktion von kosteneffizienten Dünnschicht-Solarzellen untersucht wird. In unserer Arbeitsgruppe gelang es, eine Reihe von Cu und Zn enthaltenden Chalkogenolat-Komplexe zu synthetisieren und strukturell zu charakterisieren, die sich zusammen mit einer Sn-Quelle in Cu2ZnSnS4 überführen lassen. In entsprechender Weise entsteht Cu2ZnSnS4 durch Co-Thermolyse von Zn-sn-Chalkogenid-Komplexen, z.B. [(tmeda)Zn(SnPh2)2S3], zusammen mit einer Cu-Quelle. Zur Entwicklung molekularer Precursoren für ternäre Oxide untersuchen wir die Synthese und Kristallstrukturen von heteronuklearen Alkoxid-Kkomplexen sowie deren Thermolyseverhalten.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Dargestellte Elementarzelle eines Kupfer-Zink-Zinn-Sulfides.
Abb.5, Grafik: Daniel Fuhrmann

Abb. 5: Durch Co-Thermolyse des heteronuklearen Sulfidokomplexes [(tmeda)Zn(SnPh2)2S3] mit [(iPr3PCu)2(SC2H4S)]2 als Cu-Quelle bildet sich Cu2ZnSnS4 (CZTS).

“Zinc Tin Chalcogenide Complexes and Their Evaluation as Molecular Precursors for Cu2ZnSnS4 (CZTS) and Cu2ZnSnSe4 (CZTSe)” D. Fuhrmann, S. Dietrich, H. Krautscheid, Inorg. Chem. 56 (2017) 13123-1313; DOI:10.1021/acs.inorgchem.7b01697

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die verschiedenen Geometrieeinheiten einer Heterokubanstruktur zur besseren unterscheidung werden gezeigt, sowie das Thermolysediffraktogramm einer umgesetzten Verbindung aus Gallium, Indium und Selen.
Abb. 6, Grafik: Oliver Kluge

Abb. 6: In den heteronuklearen Komplexe der Zusammensetzung [(iPr3PCu)4(MR)4E6] (M = Ga, In; R = Alkyl; E = S, Se) bilden die Metallatome eine Heterokubanstruktur. Röntgenbeugungsuntersuchungen in Abhängigkeit von der Temperatur zeigen die Thermolyse zu CuME2 mit Chalkopyrit-Struktur.

“Organo Gallium / Indium Chalcogenide Complexes of Copper(I): Molecular Structures and Thermal Decomposition to Ternary Semiconductors” O. Kluge, R. Biedermann, J. Holldorf, H. Krautscheid, Chem. Eur. J. 20 (2014) 1318-1331, DOI:10.1002/chem.201302530

MOVPE - Arbeitsgruppe Halbleiterchemie

Halbleiterchemie (bisher geleitet von Dr. V. Gottschalch) waren in den letzten Jahren infolge der Rekonstruktion des Technikum-Analytikum-Gebäudes stark eingeschränkt. In der Bauphase konnten die ortsgebundenen MOVPE-Anlagen nicht betrieben werden. Die zahlreich ausgewiesenen Aktivitäten auf dem Gebiet der Halbleiterepitaxie werden aber derzeit wieder aufgenommen. Die Arbeitsgruppe Halbleiterchemie befasst sich mit der Halbleiterepitaxie durch MOVPE (metal organic vapour phase epitaxy). Die Arbeiten des Arbeitskreises Halbleiterchemie konzentrierten sich bisher auf folgende Schwer¬punkte bei der Materialsynthese von AIIIBV- und AIIBVI-Halbleitern mittels MOVPE:

• Züchtung von Heterostrukturen mit einem aktiven bzw. spannungskompensierten Gebiet metastabiler kubischer (GaIn)(NAs)- und (BGaIn)As-Mischkristallschichten,

• gezielte Beeinflussung der MOVPE-Wachstumsvorgänge von Laserstrukturen durch den Einsatz neuartiger und weniger toxischer Ausgangsverbindungen,

• Ermittlung der Wachstumsvorgänge von ultradünnen isovalenten AIIIBV-Halbleiterschichten,

• Bildung von nativen und erzwungenen Ordnungserscheinungen in AIIIBV-Halbleiter-schichtmaterial,

• Studium der Wachstumsvorgänge von nadelförmigen Kristallen mit Heteroübergängen (in Nanometer-Dimension) und deren Charakterisierung,

• Bildung von eindimensionalen Strukturen mittels Kombination von MOVPE und material¬selektiver Ätztechnik.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Mittels hochauflösender Transmissionselektronenspektroskopie kann die atomare Abbildung der Grenzflächen in Heterostrukturen dargestellt werden. In diesem Beispiel sind die Schichten eines Galliumarsenid/ Indiumarsenid Übergitters dargestellt, wobei die Indiumarsenidschichten etwa einer Monolage entsprechen.
Abb. 7: TEM- und HRTEM-Abbildung eines GaNAs/InAs-Übergitters, die Dicken der InAs-Schichten betragen ca. eine Monolage. Grafik: Stefan Merker

Zum Studium der MOVPE-Wachstumsvorgänge werden die Kraftmikroskopie und die Doppelkristall-Diffraktometrie eingesetzt. In Kooperation mit der Abteilung Halbleiterphysik (Fakultät für Physik und Geowissenschaften) erfolgt die physikalische Charakterisierung des epitaktischen Materials mittels Photolumineszenz, Ellipsometrie und Rasterelektronenmikroskopie. Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie ermöglicht die atomare Abbildung der Grenzflächen in Heterostrukturen (Abb. 7) und eine quantitative Abschätzung der chemischen Veränderungen in Nanostrukturen (Abb. 8). Solche Untersuchungen bilden die Grundlage für eine Diskussion möglicher Wachstumsvorgänge und deren Beeinflussung.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das eindimensionale Wachstum der Doppelheterostruktur von Gallium- und Indiumarseniden kann mit einer Hellfeldabbildung gezeigt werden. Durch die Auftrung der Intensität gegen die Distanz zum Subtrat kann die Elementverteilung der Einzelkomponenten im Line-Scan bestimmt werden.
Abb. 8: GaAs/(InGa)As/GaAs-Nanodraht (VLS-Wachstum); oben: TEM-Hellfeldabbildung der Doppelheterostruktur; darunter: dazu gehöriger EDX-Linescan zur Bestimmung der Elementverteilung. Grafik: Volker Gottschalch

In aktuellen Projekten werden die epitaktische Abscheidung von Ga2O3 sowie die Möglichkeiten der metallorganischen Gasphasendeposition (MOCVD) von γ-CuI studiert. Dünne p-leitende CuI-Filme werden gegenwärtig intensiv hinsichtlich ihres Einsatzes in der Elektronik untersucht. Daher ist die Synthese von CuI und dessen Abscheidung in Form von kristallinen Filmen als auch von epitaktischen Schichten mit definierten physikalischen Eigenschaften von Interesse. Schwerpunkte der Züchtung sind die Beeinflussung der Vakanzenkonzentrationen durch Variation der Abscheidungsbedingungen. Neben der phasenreinen Abscheidung von polykristallinen Filmen sollen vor allem einkristalline Schichten und definierte Heteroübergänge bzw. p-n-Übergänge hergestellt werden. Der Materialkombination InAs/CuI/InAs/CuI kommt dabei infolge der zu erwartenden guten Gitteranpassung und möglicher Quantisierungseffekte dünner InAs-Schichten in CuI-Barrieren besondere Bedeutung zu. Ein Schwerpunkt soll zukünftig auf die Abscheidung von Metalloxiden gelegt werden. Momentan erfolgen Versuche zur Deposition von nanostrukturiertem ZnGa2O4, welches vielfältiges Anwendungspotential in der Sensorik, Katalyse und als blaues Leuchtmittel hat. Ein weiteres Metalloxid, dessen Abscheidung durch MOCVD und MOVPE zurzeit untersucht wird, ist Hämatit (Fe2O3). Durch Dotierung soll die Leitfähigkeit dieses Materials erhöht werden, was Anwendungsmöglichkeiten in photokatalytischen Oxidationsreaktionen eröffnet.

Für die Gasphasenepitaxie steht folgende Ausstattung zur Verfügung:

– MOVPE-Reaktor AIX 200 (Aixtron)

– Normaldruck-MOVPE-Anlage (Eigenbau)

– Plasma-CVD-Anlage (Plasmalab 80, Oxford)

– Kraftmikroskop (Fa. Topometrix)

– Fotolithographielabor

“Copper iodide synthesized by iodization of Cu-films and deposited using MOCVD“ V. Gottschalch, S. Blaurock, G. Benndorf, J. Lenzner, M. Grundmann, H. Krautscheid J. Cryst. Growth 471 (2017) 21-28; DIO:10.1016/j.jcrysgro.2017.04.033

“Heteroepitaxial growth of α-, β-, γ- and ε-Ga2O3 phases by metalorganic vapor phase epitaxy” V. Gottschalch, S. Merker, S. Blaurock, M. Kneiß, U. Teschner, M. Grundmann, H. Krautscheid J. Cryst Growth (2019) in press

Auf diesem Poster sind unsere Forschungsthemen kurz und knapp zusammengefasst. Erstellt: Dr. D. Fuhrmann

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