Pressemitteilung 2022/130 vom

Die Universität Leipzig wird für kluge Köpfe aus dem Ausland immer attraktiver. Gleich vier Wissenschaftler:innen aus Indien, den USA, Australien und aus Ägypten haben gerade einen Forschungsaufenthalt an der Universität Leipzig begonnen - jeweils ausgestattet mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Der theoretische Physiker Dr. Lokrshi Prawar Dadhichi vom Tata Institute of Fundamental Research in Hyderabad (Indien) wird in den kommenden zwei Jahren mit einem renommierten PostDoc-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Universität Leipzig forschen. Dadhichis Spezialgebiet sind ungewöhnliche Phasenübergänge in sogenannter aktiver Materie. Deren molekulare Bausteine werden permanent individuell mit Energie versorgt. Dadurch können sie sich autonom fortbewegen. Diese Eigenschaft, die man gemeinhin nur in lebenden Organismen vorfindet, wird zunehmend auch in „bottom-up“-synthetisierten Materialien nachgeahmt. Mit solchen ungewöhnlichen aktiven Materialien ist es dann möglich, sich über gewisse eherne Regeln der Physik hinwegzusetzen, die für „passive“, unbelebte Materialien gelten. Beispielsweise zeigen aktive Materialien sogenannte reverse Ostwald-Reifung, die den nach dem Leipziger Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald benannten universellen Phasenumwandlungsprozess auf den Kopf stellt.
Dadhichi kommt aus einer der weltweit führenden Arbeitsgruppen in diesem stark expandierenden Forschungsgebiet, zu dem er selbst während seiner Promotion wichtige Pionierarbeiten beitragen konnte. An der ehemaligen Wirkungsstätte Ostwalds hofft er nun, seine Theorien in Zusammenarbeit mit den lokalen theoretischen und experimentellen Gruppen von Prof. Dr. Klaus Kroy vom Institut für Theoretische Physik und Prof. Dr. Frank Cichos vom Peter-Debye–Institut für Physik der weichen Materie weiter voranzutreiben.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Klaus Kroy, Institut für Theoretische Physik der Universität Leipzig, Tel.: 0341-9732436, Email

Prof. Dr. Nahla Tawfik, Professorin an der Germanistischen Abteilung der Sprachenfakultät der Ain Shams Universität in Kairo, forscht seit Kurzem mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung für erfahrene Wissenschaftler:innen am Herder-Institut der Universität Leipzig. Ein Jahr lang beschäftigt sie sich mit deutsch-arabischen Sprachkontaktphänomenen im schriftlichen und mündlichen Sprachgebrauch der Gegenwart. Sie möchte dabei insbesondere Sprachwechselphänomene (Code Switching) in Texten, Blogs und mündlichen Beiträgen von in Deutschland lebenden arabischen Muttersprachler:innen untersuchen. „Die Interkulturalitätsforschung im deutsch-arabischen Kontext könnte durch das Projekt kräftige Impulse erhalten. Ebenso kann das Forschungsprojekt dazu beitragen, der ägyptischen Germanistik zu mehr Weltoffenheit und neuen Forschungspotentialen auf dem Gebiet der Sprachkontaktforschung und Mehrsprachigkeit zu verhelfen“, sagt sie. Ebenso werde durch das Projekt die Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig, die langjährige Beziehungen zu der Ain Shams Universität pflegt, gefördert. Beide Universtäten haben die gemeinsamen Masterstudiengänge Deutsch als Fremdsprache im deutsch-arabischen Kontext und Fachübersetzen Arabisch-Deutsch ins Leben gerufen. "Wir freuen uns sehr, unsere bereits intensive Zusammenarbeit auf diese Weise auch im Bereich der sprachwissenschaftlichen Forschung weiter vertiefen zu können“, sagt Prof. Dr. Christian Fandrych vom Herder-Institut, an dessen Lehrstuhl Prof. Tawfik während ihres Aufenthalts in Leipzig angebunden ist.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Nahla Tawfik, Herder-Institut, Email

Dr. Glenda Satne von der University of Wollongong in Australien forscht seit Juni mit einem Forschungsstipendium für erfahrene Forschende der Alexander von Humboldt-Stiftung am Institut für Philosophie der Universität Leipzig. Sie beschäftigt sich wissenschaftlich mit kollektiven Handlungen. Diese spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle, etwa in Mannschaftssportarten, Musikgruppen, Demonstrationen, Verkehrsstaus oder Klimaschutzaktivitäten. In all diesen Fällen erzielt eine Gruppe von Individuen ein Ergebnis, das niemand allein erreichen könnte. Auf den ersten Blick sehen diese Formen kollektiven Handelns jedoch sehr unterschiedlich aus: Einige sind wettbewerbsorientiert, andere kooperativ; einige sind überwiegend instrumentell, andere scheinen überhaupt keinen praktischen Nutzen zu haben; einige werden wissentlich und willentlich durchgeführt, während andere weitgehend unbeabsichtigt sind; einige beinhalten komplexe Methoden der Entscheidungsfindung und schriftliche Verfahren, andere sind spontan und kurzlebig. Dr. Satne will in ihrem Projekt einen neuen konzeptionellen Rahmen für die Untersuchung kollektiver Handlungen entwickeln. Auf diese Weise sollen neuartige konzeptionelle Instrumente entstehen, um kollektive Handlungen entlang verschiedener Analysedimensionen zu vergleichen und zu untersuchen, wie sich kollektive und individuelle Handlungen voneinander unterscheiden oder einander ähneln. 
Weitere Informationen: Dr. Glenda Satne, Institut für Philosophie, Email

Ebenfalls mit dem Forschungsstipendium für erfahrene Forschende der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgestattet, forscht Prof. Dr. John Schwenkler, Experte für Theoretische Philosophie von der Florida State University in den USA, an der Universität Leipzig. Auch er ist in den kommenden Monaten als Forscher zu Gast am Institut für Philosophie.